Kein Ende der Klimakrise ohne uns!
Forderung nach Ausrufung des Klimanotstands und Verteidigung indigener Landrechte bei größter indigener Protestveranstaltung des Jahres:
Das Acampamento Terra Livre vom 24-28.April 2023 in Brasilia
Indigener April
Der gesamte Monat April stand brasilienweit im Zeichen der Indigenen, ihrer Rechte und Kulturen. Am 19. April feiert Brasilien jährlich die Vielfalt und Kraft seiner indigenen Kulturen, die seit Jahrtausenden Widerstand leisten. Den Höhepunkt bildet Ende des Monats schließlich das heuer bereits zum 19. Mal stattfindende Protestcamp „Acampamento Terra Livre“ unter dem Motto „Die indigene Zukunft ist heute. Ohne Demarkation gibt es keine Demokratie!“.
Im Kampf für die eigenen Rechte
Mehr als 6.000 indigene Vertreter:innen aus ganz Brasilien werden beim heurigen ATL erwartet, um an verschiedenen Aktivitäten teilzunehmen und gegen die Bedrohung ihrer Rechte, ihrer Kulturen und ihrer Territorien zu protestieren. 2023 bietet jedoch auch Anlass zum Feiern, denn es ist das erste Jahr in dem das Ministerium für indigene Völker unter der Führung von Sônia Guajajara seine Arbeit aufgenommen hat.
Nach vier Jahren des Stillstands unter der Regierung Bolsonaro bündeln sich heuer die Kräfte, um gemeinsam für eine bessere Absicherung der Landrechte zu kämpfen und neue Territorien auszuweisen. Neben der mangelnden Anerkennung ihrer Landrechte, gibt es jedoch eine weitere Bedrohung, die besonders für indigene Völker und marginalisierte Bürger:innen immer akuter wird: den Klimawandel.
Indigene Brasiliens fordern Klimanotstand
Die Forderung, den Klimanotstand auszurufen, steht dabei klar im Zentrum: Weltweit sind die Menschenrechte indigener Völker durch die sich häufenden Extremwetterereignisse in Folge des Klimawandels stark bedroht. Der Zugang zu sauberem Wasser und Nahrung sowie einem Lebensstandard, der Gesundheit und Wohl garantiert, wie es Artikel 25 der UN-Menschenrechtskonvention festhält, ist durch ausbleibende Ernten oder starke Überschwemmungen nicht mehr gewährleistet.
Durch die traditionelle Bewirtschaftung ihrer Felder und ihren vorwiegend selbstversorgenden Lebensstil leisten die indigenen Völker vom Rio Negro einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in der Region. Dadurch zählt der Rio Negro zu einer der artenreichsten und am besten geschützten Regionen der Welt. Der Erhalt der globalen Artenvielfalt ist eine der Schlüsselstrategien, um die gravierendsten Folgen der Klimakrise noch eindämmen zu können. Dafür benötigen wir dringend die Hilfe indigener Menschen, die durch ihr jahrtausendealtes Wissen einen essentiellen Beitrag leisten. Ist die Ernährungssouveränität der Indigenen jedoch durch Klimawandel, Menschenrechtsverletzungen und Goldschürferei gefährdet, droht akute Gefahr. Die Forderung lautet daher: „Es gibt keine Lösung der Klimakrise ohne indigene Völker und ohne die vollkommene Anerkennung unserer Territorien.“
Eine wichtige Rolle zur Bekämpfung der Klimakrise spielen auch für indigene Völker zukünftige Generationen: Education for future – Bildung für nachhaltige Entwicklung ist die diesjährige Forderung der FOIRN, die im Vorfeld des Protestcamps wichtige Gespräche mit Behörden wie der FUNAI führte. Sie fordern altersgerechte indigene Bildung, finanzielle Unterstützung pro Schüler:in sowie die Eingliederung ins nationale Schulverpflegungsprogramm. Janete Alves, Regionaldirektorin der FOIRN, die im Oktober 2022 auch Österreich besuchte, ist ebenfalls Teil der Proteste: „Klimanotstand. Die Antwort sind wir selbst“, skandiert sie gemeinsam mit ihren Kolleg:innen.
Das Klimabündnis unterstützt die Partnerorganisationen FOIRN und ISA bei dieser wichtigen Aufgabe seit nun 30 Jahren. Und die Botschaft macht deutlich: Auch in Zukunft wird die Unterstützung unserer Gemeinden, Städte und Bundesländer gefordert sein, um den Kampf gegen die Klimakrise noch zu gewinnen.